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Mangelerscheinung

Kakao - Ist dunkle Schokolade wirklich gesund?

Wie kann der Verzehr von Kakao Ihre Gesundheit unterstützen?

  • In Kakao sind zahlreiche Polyphenole, vor allem Flavanole, enthalten, denen positive Wirkungen auf die Gesundheit zugeschrieben werden.
  • Entscheidend ist ihr ausgeprägtes anti-oxidatives Potential, wodurch sie in der Lage sind, freie Radikale abzufangen und unschädlich zu machen.
  • Wer mindestens 200 mg Kakaoflavanole verzehrt, verbessert außerdem seine Gefäßfunktion und den Blutfluss.

Eine positive Wirkung der Kakaoflavanole wurde auch für folgende Gesundheitsaspekte beobachtet:

  • Bluthochdruck
  • Geistige Leistungsfähigkeit
  • Blutgerinnung
  • Blutlipide
  • Insulinresistenz
  • Hautgesundheit

WAS SIE WISSEN SOLLTEN

Synonyme
Kakaopolyphenole, Kakaoextrakt, Kakaoflavanole

Nicht zu verwechseln mit
Herkömmliche (Milch-)Schokolade (Kakao + Makronährstoffe)

Welche persönlichen Wellness- und Gesundheitsziele werden unterstützt?
Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems, aber auch zur Unterstützung der geistigen Leistungsfähigkeit und als „Anti-Aging“ Inhaltsstoff.

QUICKFACT:
In Maßen verzehrt, kann Schokolade nicht nur glücklich machen, sondern auch unsere Gesundheit positiv beeinflussen. Doch der Kakaogehalt ist entscheidend! 27% der Deutschen aßen 2017 am liebsten Zartbitterschokolade. Nur 7% essen keine Schokolade1.

Hätten Sie es gewusst?:
Schon bei den Mayas und Azteken war Kakao Bestandteil des täglichen Lebens und wurde quasi als „Allround-Heilmittel“ eingesetzt. Inzwischen gibt es mehr als 100 Studien, die gesundheitsfördernde Effekte durch Kakaopolyphenole nachweisen.

Verwendungshinweise
Für eine Unterstützung der Gefäßfunktion empfiehlt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA täglich mindestens 200 mg Kakaoflavanole, was mit einem Konsum von 2,5g flavanolreichem Kakaopulver oder 10g flavanolreicher dunkler Schokolade erreicht werden kann2.

Studien zeigen, dass der Gehalt an Kakaoflavanolen auch in dunkler Schokolade variiert.  5-26g dunkle Schokolade enthalten zwischen 65 und rund 1000 mg. Effekte wurden meist bei Dosierungen zwischen 300 und 1000 mg Kakaoflavanole pro Tag gezeigt. Um von potentiellen Gesundheitsnutzen zu profitieren, sollten Sie daher beim Verzehr von Schokolade ein Produkt mit möglichst hohem Kakaoanteil (z.B. 70% und höher) wählen. Milchschokolade enthält nicht genug Flavanole, um bei mäßigem Verzehr einen Effekt erzielen zu können.

Was sind Kakaopolyphenole?

Polyphenole sind eine Klasse sekundärer Pflanzenstoffe, die vor allem in Obst, Gemüse und Getreideprodukten vorkommen. Chemisch leiten sie sich alle von einem Grundgerüst ab und werden je nach Modifikation dieses Grundgerüstes in verschiedene Untergruppen eingeteilt. Kakaopolyphenole, die den Bohnen des Kakaobaumes Theobroma cacao zu finden, setzen sich vor allem aus den Flavan-3-olen (-)-Epicatechin (~35%) und (+)-Catechin zusammen. Darüber hinaus sind in Kakaobohnen noch verschiedene Anthozyane, Procyanidine, Gallocatechin, Epigallocatechin sowie Phenolsäuren zu finden3,4.

Während des konventionellen Schokoladenherstellungsprozesses gehen jedoch viele der bioaktiven Substanzen verloren, so dass der Gehalt der Kakaopolyphenole im Endprodukt stark variiert. Außerdem variiert die Zusammensetzung in Anhängigkeit der verwendeten Kakaofrüchte und des Herkunftsland. Aufgrund des unterschiedlichen Kakaoanteils sind ferner in dunkler Schokolade mehr Kakaopolyphenole enthalten als in Milchschokolade. Weiße Schokolade enthält gar keine Kakaopolyphenole.

Warum wirken Sie positiv auf die Gefäßfunktion?

Bereits vor einigen Jahren berichteten verschiedene Beobachtungsstudien, dass der Verzehr von dunkler Schokolade das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann5. Verantwortlich für den positiven Effekt sind vor allem die Kakaoflavanole wie Epicatechin.

Inzwischen haben auch verschiedene Interventionsstudien bestätigt, dass Kakaoflavanole die Gefäßgesundheit unterstützen. Sowohl die einmalige Gabe als auch der tägliche Verzehr über mehrere Wochen führte zu einer Verbesserung der Endothelfunktion (Endothel = Innenhaut der Gefäße). Vermutlich fördern Kakaoflavanole die Freisetzung von Stickstoffmonoxid (NO), einer Substanz, die die Gefäße erweitert.

Die Verfügbarkeit von NO ist  z.B. bei Menschen mit Arteriosklerose vermindert6. Der positive Effekt von Kakaoflavanolen auf die Gefäßgesundheit wurde auch von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA durch die Zulassung eines Health Claims  bestätigt2.

Entsprechend des zugelassenen Health Claims, „hilft der Verzehr von täglich 200 mg Kakaoflavanolen die Endothel-abhängige Gefäßerweiterung zu erhalten und so einen normalen Blutfluss zu unterstützen“ (Tab. 1). Diese Menge kann durch den Konsum von 2,5g flavanolreichem Kakaopulver oder 10 g flavanolreicher dunkler Schokolade erreicht werden. Alternativ können auch 200 mg Kakaoflavanole in Form eines flavanolreichen Kakaoextraktes als Tabletten oder Kapseln supplementiert werden7.

Naschen, zumindest von dunkler Schokolade scheint also erlaubt. Es bleibt jedoch zu bedenken, dass Schokolade nicht nur wertvolle Kakaopolyphenole enthält, sondern auch reichlich Fett und Zucker liefert. Aus diesem Grund ist ein moderater Verzehr von kakaoreichen Produkten ratsam. Alternativ enthalten auch andere Lebensmittel wie Tee oder Beeren Flavonoide mit einem nachweislichen Nutzen auf kardiovaskuläre Risikofaktoren; jedoch ist hier die Datenlage meist nicht ganz so eindeutig wie bei Kakao.

Interessant sind auch verschiedene Blattgemüse und rote Beete, da diese durch ihren hohen Gehalt an Nitrat die Verfügbarkeit des gefäßaktiven Stickstoffmonoxids (NO) und somit die Gefäßfunktion ebenfalls beeinflussen können8. Eine Meta-Analyse zeigte zum Beispiel, dass der Konsum von rote Beete Saft (321-2790 mg/Tag) den systolischen Blutdruck dosisabhängig und signifikant um durchschnittlich 4 mmHg senkt9.

Tabelle

Gibt es Risiken beim Verzehr von Kakaopolyphenolen?

Der Verzehr von Kakao ist für die meisten Personen höchstwahrscheinlich unbedenklich, wenn er in angemessenen Mengen konsumiert wird. Eine Studie zeigte darüber hinaus, dass Kakaoflavanole bis zu einer Menge von 2000 mg täglich (gegeben als Extrakt über 12 Wochen) von gesunden Probanden gut vertragen wurde10.

Da Kakao auch Koffein enthält, kann die Aufnahme großer Mengen jedoch mit den für Koffein bekannten Nebenwirkungen wie Nervosität, Schlaflosigkeit etc. einhergehen. Aufgrund des Koffeingehaltes sollten vor allem schwangere und stillende Frauen auf einen moderaten Verzehr achten. In seltenen Fällen kann Kakao allergische Reaktionen auslösen.

Welche weiteren positiven Gesundheitseffekte sind zu erwarten?

Die gefäßerweiternde Wirkung der Kakaoflavanole scheint auch mit einem günstigen Effekt auf den Blutdruck einherzugehen11. Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2007 zeigte, dass der regelmäßige Verzehr von Kakaoflavanolen den Blutdruck um durchschnittlich 4,7 mm systolisch und 2,8 mmHg diastolisch senken kann12. Ein moderater, kurzfristiger Effekt von rund 2 mmHg wurde auch in einer kürzlich veröffentlichen Cochrane Meta-Analyses bestätigt13. Es zeichnet sich allerdings ab, dass der Effekt von den Ausgangswerten abhängt; d.h. bei höherem Blutdruck ist eine stärkere Reduktion zu erwarten als bei einem normalen Blutdruck. Der exakte Wirkmechanismus ist bisher nicht abschließend geklärt. Neben der Beeinflussung der Gefäßfunktion, scheinen die aktiven Inhaltsstoffe des Kakaos die Aktivität des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) beeinflussen4. Dieses Systems reguliert den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt des Körpers und wirkt somit in entscheidender Weise auf den Blutdruck ein.

Flavanolreiche Kakaoprodukte können auch kurzfristig die Plättchenaggregation des Blutes herabsetzen. Ein langfristiger Effekt auf die Blutgerinnung wurde bisher jedoch nicht belegt14,15. Weiterhin verbesserte der Verzehr von täglich als 200 mg Kakaoflavanolen in manchen Studien die Insulinsensitivität sowie Blutlipide moderat und reduzierte Entzündungsfaktoren (z.B. CRP). Da bisher jedoch nur wenige Studien mit recht unterschiedlichem Design vorliegen, bleibt abzuwarten, ob zukünftige Langzeituntersuchungen dieses Potential bestätigen16.

Eine weiteres Thema, mit dem sich die Forschung derzeit beschäftigt, ist ein möglicher Einfluss der Kakaoflavanole und/oder weitere Inhaltsstoffe wie Theobromin auf die geistige Leistungsfähigkeit.

Beobachtungsstudien der vergangenen Jahre deuten z.B. auf einen Zusammenhang zwischen dem regelmäßigen Verzehr von Polyphenolen und einem reduzierten Risiko für Demenz und nachlassender geistiger Leistungsfähigkeit hin.

Ergebnisse aus ersten Interventionsstudien mit Kakaoflavanolen bestätigen eine Verbesserung vereinzelter kognitiver Fähigkeiten wie Gedächtnisfunktion und Aufmerksamkeit sowohl bei jungen Erwachsenen als auch bei älteren Personen. Die in den Studien eingesetzte Dosis lag meistens zwischen 500 und 900 mg/Tag17. Experten vermuten, dass bei der Vermittlung neuroprotektiver Effekte  verschiedene Mechanismen eine Rolle spielen, darunter anti-oxidative Wirkungen und die Regulierung von Signalmechanismen, die den Erhalt von Nervenzellen und deren Kommunikation unterstützen.

Darüber hinaus trägt der gefäßerweiternde Effekt der Kakaoflavanole zu einer Erhöhung der Gehirndurchblutung bei17.

Die durchflutungsfördernden und anti-oxidativen Wirkungen der Kakaoflavanole scheinen auch für die Gesundheit der Haut von Bedeutung sein. Erste Studien haben gezeigt, dass der Verzehr von Kakaoprodukten (~300-500 mg/Tag Kakaoflavanole) die Hautelastizität verbessern und frühzeitiger Hautalterung entgegenwirken kann18-20.

Welche Lebensmittel liefern Kakaopolyphenole?

Kakaopolyphenole sind vor allem in Kakaopulver und dunkler Schokolade enthalten. Da sie auch eine färbende Wirkung haben, gilt grundsätzlich, je dunkler die Schokolade, desto mehr Polyphenole sind enthalten. Vereinzelt sind auch angereicherte Produkte und Nahrungsergänzungsmittel mit Kakaoextrakt verfügbar.

Gehalt an Polyphenolen in ausgewählten Schokoladen (relative antioxidative Kapazität angegeben als mg Standard/g Schokolade; Bsp.3)

*TEAC: Trolox Equivalent Antioxidant Capacity, eine Methode zur Bestimmung der antioxidativen Kapazität, bei der Trolox, ein Vitamin E Analogon als Standardbezugsgröße dient.
** Gallussäure Äquivalent: Gesamtpolyphenolbestimmung bezogen auf Gallussäure als Standard.

Abkürzungen


DGE = Deutsche Gesellschaft für Ernährung
EFSA = Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (European Food Safety Authority)
IPSS = International prostate symptom score (Internationaler Prostata Symptom Test)
POS = Point of Sale/Verkaufsstelle
PVR = post void residual urine (Restharnmenge nach dem Wasserlassen)
Qmax = maximale Harnflussrate

1 Statista 2017: Pro Kopf Absatz von Schokoladenwaren in Deutschland in den Jahren 2010-2021 (in kg).

2 EFSA 2012: Scientific Opinion on the substantiation of a health claim related to cocoa favanols and maintenance of normal endothelium-dependent vasodilation. EFSA Journal 2012; 10(7): 2809. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2012.2809/epdf

3 Höner K, Frerichs N. Antioxidative Kapazität verschiedener Schokoladensorten in Abhängigkeit vom Kakaogehalt. Ernährungs Umschau 2007; 54: 520–525

4 Magrone T et al. Cocoa and Dark Chocolate Polyphenols: From Biology to Clinical Applications. Front Immunol 2017: 8:677; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5465250/

5 Buijsse B et al. Chocolate consumption in relation to blood pressure and risk of cardiovascular disease in German adults. Eur Heart J 2010; 31(13): 1616-23

6 Hooper L et al. Effects of chocolate, cocoa, and flavan-3-ols on cardiovascular health: a systematic review and meta-analysis of randomized trials. Am J Clin Nutr 2012; 95(3): 740-51

7 EFSA 2014: Scientific Opinion on the modification of the authorisation of a health claim related to cocoa flavanols and maintenance of normal endothelium-dependent vasodilation. EFSA Journal 2014 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.2903/j.efsa.2014.3654/epdf

8 Lara J et al. Effects of inorganic nitrate and beetroot supplementation on endothelial function: a systematic review and meta-analysis. Eur J Nutr. 2016 Mar;55(2):451-459; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25764393

9 Siervo M et al. norganic nitrate and beetroot juice supplementation reduces blood pressure in adults: a systematic review and meta‐analysis. J Nutr 2013; 143: 818–26

10 Ottawani JI et al. Safety and efficacy of cocoa flavanol intake in healthy adults: a randomized, controlled, double-masked trial. Am J Clin Nutr 2015; 102(6): 1425-35. https://academic.oup.com/ajcn/article/102/6/1425/4555186

11 Ludovici V et al. Cocoa, Blood Pressure, and Vascular Function. Front Nutr 2017;  4:36

12 Taubert D et al. Effects of low habitual cocoa intake on blood pressure and bioactive nitric oxide: a randomized controlled trial. JAMA 2007; 298(1):49-60. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=taubert+cocoa+blood+pressure

13 Ried K et al. Effect of cocoa on blood pressure. Cochrane Database Syst Rev 201717 Apr 25;4:CD008893. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28439881

14 Peluso I et al. Effect of cocoa products and flavanols on platelet aggregation in humans: a systematic review. Food Funct 2015; 6: 2128-2134

15 Loffredo L et al. Antioxidant and antiplatelet activity by polyphenol‐rich nutrients: focus on extra virgin olive oil and cocoa. Br J Clin Pharmacol 2017; 83(1): 96-102

16 Lin X et al. Cocoa Flavanol Intake and Biomarkers for Cardiometabolic Health: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. J Nutr. 2016 Nov; 146(11): 2325–2333. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5086796/

17 Socci V et al. Enhancing human cognition with cocoa flavonoids. Front Nutr 2017; 4: 19; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5432604/

18 Mogollon JA et al. Chocolate flavanols and skin photoprotection: a parallel, double-blind, randomized clinical trial. Nutr J 2014; 13:66;  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4082621/

19 Yoon HS et al. Cocoa Flavanol Supplementation Influences Skin Conditions of Photo-Aged Women: A 24-Week Double-Blind, Randomized, Controlled Trial. J Nutr 2016; 146(1): 46-50. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26581682

20 Scapagnini G et al. Cocoa Bioactive Compounds: Significance and Potential for the Maintenance of Skin Health. Nutrients 2014; 6(8):3202-3213

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