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Mangelerscheinung

Pyridoxin

Kurzbeschreibung

Das zu den wasserlöslichen Vitaminen gehörende Vitamin B6 ist ein Sammelbegriff für verschiedene verwandte Stoffe (Pyridoxol, Pyridoxal und Pyridoxamin), die wichtige Stoffwechselprozesse im Körper regeln.
Im Körper liegt das Vitamin liegt in verschiedenen Formen vor. Von besonderer Bedeutung ist das PLP (Pyridoxal-5′-Phosphat), welches als Coenzym an ca. 100 enzymatischen Reaktionen, z.B. im Aminosäure-Stoffwechsel, beteiligt ist1.

Gemeinsam mit Vitamin B12 und Folat (Folsäure) reguliert Vitamin B6 beispielsweise den Homocystein Stoffwechsel. Homocystein ist ein schädliches Stoffwechselprodukt, das in höheren Mengen schädliche Wirkungen z.B. auf Nervenbotenstoffe haben kann. Erhöhte Homocysteinwerte gelten als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen9 und Schwangerschaftskomplikationen.

Vitamin B6 ist außerdem für den Fett- und Glukosestoffwechsel essentiell und an der Bildung von Nervenbotenstoffen sowie der Blutbildung beteiligt. Es beeinflusst bestimmte Hormonaktivitäten und die Funktionsfähigkeit des Immunsystems1.

Synonyme
Vitamin B6, Pyridoxal, Pyridoxamin, PLP

Nicht zu verwechseln mit

Höchstmenge
Tolerierbare höchste Zufuhrmenge: 25 mg/Tag8

Welche Ziele werden unterstützt?

Allgemeine Gesundheit  (Evidenzgrad* I)

Geistige Leistungsfähigkeit:
– Beitrag zur normalen Funktion des Nervensystems  (Evidenzgrad* I)
– Beitrag zur Reduktion von Müdigkeit + Abgeschlagenheit2  (Evidenzgrad* I)
Anti-Stress
– Betrag zur normalen psychischen Funktion (Evidenzgrad* I)
Optimale Versorgung in Schwangerschaft
– Beitrag zu einem normalen Homocystein Stoffwechsel2  (Evidenzgrad* I)
Immunsystem
– Beitrag zur normalen Funktion des Immunsystems2  (Evidenzgrad* I)

 

I: Wirksam, II: wahrscheinlich wirksam, III: möglicherweise wirksam; IV: Unzureichende Studienlage, abschließende Bewertung nicht möglich

Zufuhrempfehlungen³

Säuglinge (0 – 4 Monate)

0,1 mg/Tag

Säuglinge (4 – <12 Monate)

0,3 mg/Tag

Kinder (1 – <4 Jahre)

0,4 mg/Tag

Kinder (4 – <7 Jahre)

0,5 mg/Tag

Kinder (7 – <10 Jahre)

0,7 mg/Tag

Kinder (10 – <13 Jahre)

1,0 mg/Tag

Kinder (13 – <15 Jahre)

1,4 mg/Tag

Jugendliche (15 – <19 Jahre)

Mädchen 1,2 / Jungen 1,6 mg/Tag

Erwachsene (19 bis unter 65 J.)

Frauen 1,2 / Männer 1,5 mg/Tag

Erwachsene (65 J. und älter)

Frauen 1,2 / Männer 1,4 mg/Tag

Schwangere (ab dem 4. Monat)

1,9 mg/Tag

Stillende

1,9 mg/Tag

Die mittlere Zufuhr liegt in Deutschland in allen Altersgruppen über den Referenzwerten. 12% der Männer und 13% der Frauen erreichen die empfohlene tägliche Zufuhr nicht10.

Lebensmittelquellen

Vitamin B6 ist vor allem in Hefe, Fisch, Hühner- und Schweinefleisch enthalten. Sehr gute pflanzliche Quellen sind Kohl, Hülsenfrüchte (Linsen, grüne Bohnen), Feldsalat, Vollkorngetreide, Nüsse und Bananen.
Die Verfügbarkeit aus tierischen Lebensmitteln ist jedoch höher als aus pflanzlichen Lebensmitteln4, insbesondere, wenn deren Ballaststoffgehalt hoch ist.

Da Vitamin B6 lichtempfindlich ist, sollte B6 reiches Gemüse und Kartoffeln dunkel gelagert werden. Durch die Wasserlöslichkeit des Vitamins gehen in etwa 30-45% verloren1.

Nahrungsergänzungsmittel

Meist als Bestandteil von Multivitaminpräparaten oder Vitamin B Komplex Produkten erhältlich (Produktübersicht folgt).

Für Nahrungsergänzungsmittel zugelassene Vitamin B6 Verbindungen5:
Pyridoxinhydrochlorid, Pyridoxin-5´-phosphat, Pyridoxinpalmitat
Vitamin B6 findet sich in Nahrungsergänzungsmitteln häufig in sehr hohen Dosierungen, die den Tagesbedarf deutlich überschreiten. Diese hohen Dosierungen sind daran zu erkennen, dass auf der Verpackung der dargestellte Nährstoffbezugswert (NRV) für die Tageszufuhr die 100% klar übersteigt.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt, über Nahrungsergänzungsmittel nicht mehr als 3,5 mg/Tag einzunehmen. Mengen über 20 mg werden als nicht sicher eingestuft6.

Risikogruppen für eine Unterversorgung

  • Personen mit Absorptionsstörungen1
  • Personen mit häufiger Einhaltung von Reduktionsdiäten9
  • Ältere Personen mit geringer Nahrungsaufnahme9
  • Chronischer Alkoholmissbrauch1
  • Frauen, die östrogenhaltige orale Kontrazeptiva einnehmen7
  • Verwendung bestimmter Medikamente (z.B. Blutdrucksenker Hydrazalin)1

Symptome eines Mangels

Ernährungsbedingte B6 Mangelerscheinungen sind selten.
Ein ausgeprägter Mangel tritt häufig gemeinsam mit einem Mangel an anderen wasserlöslichen Vitaminen auf und äußert sich u.a. mit Appetitverlust, Durchfall und Erbrechen, Hautentzündungen, Wachstumsstörungen, Anämien, Nervenstörungen1.

Symptome einer Überdosierung/ potentielle Nebenwirkungen

Größere Mengen Vitamin B6 scheinen akut nicht giftig zu sein.
Bei langfristiger Einnahme großer Mengen wird jedoch vermutet, dass sie zu Nervenstörungen führen können, die sich z.B. in Problemen beim Gehen, Lichtempfindlichkeit, Hautausschlägen, schmerzhafter Missempfindung, Taubheitsgefühlen oder unangenehmen Kribbeln in Händen und Füßen äußern können.

Besondere Hinweise für Schwangerschaft und Stillzeit

Zusammen mit Vitamin B2, Vitamin B12 und Folsäure ist Vitamin B6 in den Homozystein Stoffwechsel involviert. Erhöhte Homozysteinwerte werden im Zusammenhang mit Schwangerschaftskomplikationen diskutiert11. Eine gute Versorgung mit B Vitaminen ist daher bei einem Schwangerschaftswunsch und in der Schwangerschaft von besonderer Bedeutung.

Potenzielle Interaktionen (z.B. mit Medikamenten)

In Bearbeitung.

Wer Arzneimittel einnimmt, sollte vor dem Verzehr angereicherter Lebensmittel/Nahrungsergänzungsmittel Rücksprache mit seinem Arzt halten.

Gibt es Gesundheitsorganisationen, die eine gezielte Verwendung empfehlen?

Referenzen
1. Elmadfa/Leitzmann. Ernährung des Menschen 5. Auflage 2015

2. EU Verordnung 432/2012 (Health Claim Verordnung)

3. DGE Referenzwerte für die Zufuhr von Niacin. https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/niacin/20.11.18

4. Biesalski HK. Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. 70-74. Georg Thieme Verlag, Stuttgart/New York, 2002

5. EU Richtlinie 2002/46/EG, Anhang II

6. Weissenborn A et al. J Consum Prot Food Saf 2018; 13:25-39

7. Deutsche Apotheker Zeitung Online 14/2008. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2008/daz-14-2008/vitamin-b6-mischt-kraeftig-im-stoffwechsel-mit; 22.11.18

8. EFSA. Summary of tolerable upper intake levels, version 4 (Sep 2018). https://www.efsa.europa.eu/sites/default/files/assets/UL_Summary_tables.pdf; 22.11.18

9. Heseker H, Stahl A. Vitamin B6. Ernährungs Umschau 2/08: 112 ff

10. Nationale Verzehrsstudie II. Ergebnisbericht Teil 2. https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Ernaehrung/NVS_ErgebnisberichtTeil2.pdf?__blob=publicationFile; 22.11.18

11. Bergen NE et al. BJOG. 2012 May;119(6):739-51. https://obgyn.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/j.1471-0528.2012.03321.x; 22.11.18

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