Wie wirken Pflanzensterine?
WAS SIE WISSEN SOLLTEN
Synonyme
Pflanzensterole, Pflanzenstanole, Pflanzensterine, Phytosterole, Phytostanole, β-Sitosterin, Campesterol, Stigmasterol
Nicht zu verwechseln mit
Statine (verschreibungspflichtiges Medikament zur Senkung des Cholesterinspiegels)
Welche persönlichen Wellness- und Gesundheitsziele werden unterstützt?
Cholesterinsenkung, Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems, aber auch Männergesundheit
Verwendungshinweise
Für einen Erhalt des normalen Cholesterinspiegels werden rund 800 mg Pflanzensterine pro Tag empfohlen2. Für eine signifikante Senkung um ca. 10% sind durchschnittlich 2 g Pflanzensterine erforderlich3. Diese können Sie in der Regel nicht durch die normale Ernährung zuführen, sondern nur durch den Verzehr angereicherter Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmitteln.
QUICKFACT:
Erhöhte Cholesterinspiegel gelten als ein Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Fast jeder 3. Deutsche hat seinen Cholesterinspiegel noch nie kontrollieren lassen. Kennen Sie Ihre Werte?
Hätten Sie es gewusst?:
Durch den Verzehr von 2g Pflanzensterinen täglich können Sie innerhalb kurzer Zeit Ihren LDL-C Wert, also das „schlechte“ Cholesterin, um rund 7-10% senken.
Portfolio Diät verbessert das LDL-Cholesterin…
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Pflanzensterine sind fettähnliche Verbindungen, die natürlicherweise in Pflanzen vorkommen. Analog zum Cholesterin, stellen Pflanzensterine eine wichtige Strukturkomponente zur Gewährleistung der Stabilität von Zellmembranen der Pflanze dar. Strukturell weisen Cholesterin und Pflanzensterine eine große Ähnlichkeit auf. Der Hauptunterschied besteht in der Verzweigung und Sättigung der Seitenkette. Bis heute wurden mehr als 200 Pflanzensterine in Pflanzen identifiziert. beta-Sitosterol, Campesterol und Stigmasterol gehören zu den am häufigsten vorkommenden Pflanzensterinen.
Durch den Verzehr von Nüssen, Saaten sowie Obst und Gemüse nehmen wir täglich Pflanzensterine zu uns. Bei Europäern liegt die durchschnittliche tägliche Aufnahme an Pflanzensterinen zwischen 200 und 400 mg/Tag5. Bei vegetarischer Ernährung können durchaus höhere Mengen bis 600 mg/Tag erreicht werden.
Pflanzenstanole (gesättigte Abkömmlinge der Pflanzensterine) kommen in pflanzlichen Lebensmitteln in geringerer Menge vor. Die tägliche Zufuhr durch die Ernährung beträgt rund 17-24 mg,6,7.
Pflanzensterine sind für den Menschen nicht essentiell und werden im menschlichen Stoffwechsel praktisch nicht genutzt. Dies spiegelt sich auch in ihrer sehr geringen Absorptionsrate (0.04-2%) wider8. Zum Vergleich, das strukturähnliche Cholesterin wird zu 50-60% aus dem Darm ins Blut aufgenommen.
Pflanzensterine konkurrieren im Darm mit Cholesterin um den Einbau in die sogenannten gemischten Mizellen. Gemischte Mizellen sind Molekülkomplexe, die fettlösliche Nahrungsbestandteile wie Fett und Cholesterin, aber auch fettlösliche Vitamine zur Darmzelle transportieren und so deren Absorption ermöglichen. Verdrängen Pflanzensterine das Cholesterin aus diesen Mizellen, wird weniger Cholesterin vom Körper aufgenommen. Um den Rückgang der Absorption zu kompensieren, wird die körpereigene Cholesterinproduktion erhöht. Diese kann aber die verringerte Aufnahme nicht in vollem Maße kompensieren, so dass der Cholesterinspiegel sinkt. Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben belegt, dass der Verzehr von täglich 1,5-3g Pflanzensterinen, den Cholesterinspiegel innerhalb von 2-3 Wochen um rund 7-12% senkt9. Der Effekt kann durch eine Erhöhung der Dosis jedoch nicht weiter gesteigert werden, da die Aufnahmekapazität der Mizellen begrenzt ist. Die Pflanzensterine werden dann einfach über den Darm ausgeschieden.
Pflanzensterine zur Senkung des Cholesterinspiegels werden insbesondere in Form funktioneller Lebensmittel (v.a. Margarine, Milchprodukte) angeboten. Die Dosierung und Kennzeichnung solcher Produkte werden wegen ihres Gesundheitsbezuges von der Health Claims Verordnung genau geregelt. Sie müssen neben dem sogenannten Health Claim (gesundheitsbezogene Angabe, Tab. 2) auch Angaben zur Höchstmenge (3g) und Zielgruppe sowie Verzehrhinweise auf dem Etikett enthalten10. Lebensmittel mit Pflanzensterine sind ausschließlich für Personen bestimmt, die ihren Cholesterinspiegel senken möchten. Da der Verzehr von Pflanzensterinen die Aufnahme von beta-Carotin und anderen fettlöslichen Vitaminen beeinträchtigen kann, wird eine Erhöhung des Obst- und Gemüsekonsums zum Ausgleich der verringerten Vitaminaufnahme empfohlen. Für Kinder, Schwangere und Stillende sind Pflanzensterin-angereicherte Lebensmittel aus diesem Grund nicht geeignet. Wer cholesterinsenkende Medikamente einnimmt, sollte den Verzehr außerdem mit einem Arzt abstimmen11.
In den vergangenen Jahren wurde immer wieder diskutiert, ob der vermehrte Verzehr von Pflanzensterinen durch angereicherte Lebensmittel mit möglichen Risiken für die Gesundheit der Gefäße einhergehe. Die Spekulationen basieren u.a. auf Beobachtungen von Patienten mit der sehr seltenen Erkrankung Sitosterolämie. Patienten mit Sitosterolämie haben infolge einer verstärkten Absorption der Pflanzensterine aus dem Darm sehr stark erhöhte Konzentrationen der Pflanzenstoffe im Blut und zeigen ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Arteriosklerose. Hinzu kommen Daten aus Tierexperimenten und Beobachtungsstudien, die Hinweise auf gesundheitsschädliche Effekte von Pflanzensterinen dokumentieren13,14.
Eine Meta-Analyse der Untersuchungen aus dem Jahre 2012 zeigte jedoch keinen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Pflanzensterinen und einem erhöhten kardiovaskulären Risiko13. Die Tatsache, dass medizinische Gesellschaften wie die Europäische Gesellschaft für Arteriosklerose und die Europäische Herzgesellschaft Pflanzensterine zur Senkung eines erhöhten Cholesterinspiegels empfehlen und Sicherheitsbehörden verschiedener Länder Pflanzensterine zugelassen haben, zeigt außerdem, dass Experten mehrheitlich davon ausgehen, dass der Verzehr der Substanzen in der empfohlenen Menge für die Zielgruppe unbedenklich ist14. Informationen zur Langzeitzeitsicherheit liegen bisher jedoch nicht vor.
Eine gutartige Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie) wie sie bei vielen Männern jenseits des 40.Lebensjahres auftritt, kann zu verschiedenen störenden Beschwerden wie nächtlichem Harndrang, „Restharngefühl“ oder schwachem Harnstrahl führen. Bei leichter Symptomatik werden häufig pflanzliche Arzneimittel wie Sägepalmextrakt, Brennesselwurzel oder Kürbissamen eingesetzt. In Kürbisamen sind u.a. Pflanzensterine enthalten.
Auch für das isolierte Pflanzensterin beta-Sitosterin ist eine Wirkung in einzelnen, kleineren Studien beschrieben15-17, der exakte Wirkmechanismus ist jedoch nicht bekannt. Es wird vermutet, dass das beta-Sitosterin die Produktion von Testosteron hemmt und somit das hormonabhängige Wachstum der Prostata hemmt. Abschließend bleibt kritisch anzumerken, dass die eingesetzte Dosis des beta-Sitosterins mit rund 60-130 mg/Tag recht gering ist und vermutlich auch über die Nahrung zugeführt wird18. Weitere Studien sind daher wünschenswert, um die Effekte zu bestätigen.
Neben der etablierten cholesterinsenkenden Wirkung konnte in experimentellen (Tier- und Zellstudien) und epidemiologischen Studien ein anti-kanzerogener Effekt nachgewiesen werden19. Die Datenlage ist aber nicht eindeutig und weitere Studien notwendig, um exaktere Aussagen zur Wirksamkeit bzw. Nichtwirksamkeit treffen zu können. Gleiches gilt für anti-entzündliche Wirkungen20.
Pflanzensterine kommen vorwiegend in fettreichen pflanzlichen Produkten vor. Besonders reichhaltig sind daher Saaten und Nüsse (22-714 mg/100g). Gemüse und Obst hingegen enthalten nur recht geringe Mengen zwischen 1-100mg/100g bzw. 2-30 mg/100g.
DGE = Deutsche Gesellschaft für Ernährung
EFSA = Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (European Food Safety Authority)
IPSS = International prostate symptom score (Internationaler Prostata Symptom Test)
POS = Point of Sale/Verkaufsstelle
PVR = post void residual urine (Restharnmenge nach dem Wasserlassen)
Qmax = maximale Harnflussrate
Müsliriegel
https://images.eatsmarter.de/sites/default/files/styles/max_size/public/cranberry-muesliriegel-432100.jpg
Strukturformel; Inulin ©wikipedia
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/29/Inulin_strukturformel.png
1 Statista 2018. Bevölkerungsanteil in Deutschland, der seinen Cholesterinwert schon einmal hat bestimmen lassen.
2 EU Commission Regulation (EU) No 432/2012 of 16 May 2012 establishing a list of permitted health claims made on foods, other than those referring to the reduction of disease risk and to children’s development and health.
3 Katan MB et al. Efficacy and safety of plant stanols and sterols in the management of blood cholesterol levels. Mayo Clin Proc 2003;78(8):965-78. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12911045
4 Sarkkinen E et al. Cereal-Based Snack Bar with Added Plant Stanol Ester (Benecol®) Consumed between Meals Lowers Serum Total and LDL Cholesterol Effectively in Mildly to Moderately Hypercholesterolemic Subjects. Cholesterol. 2018 May 2;2018:1463628
5 VIS Bayern. Pflanzensterole. https://www.vis.bayern.de/ernaehrung/lebensmittel/gruppen/pflanzensterole.htm; 24.09.2018
6 Gylling H, Plat J, Turley S et al. Plant sterols and plant stanols in the management of dyslipidaemia and prevention of cardiovascular disease. Atherosclerosis 2014;232(2):346-360
7 Valsta LM, Lemstrom A, Ovaskainen ML et al. Estimation of plant sterol and cholesterol intake in Finland: quality of new values and their effect on intake. Br J Nutr 2004;92(4):671-678.
8 Ostlund RE et al. Gastro-intestinal absorption and plasma kinetics of soy Δ5-phytosterols and phytostanols in humans. Am J Physiol Endocrinol Metab 2002; 282:E911-916
9 Ras RT et al. LDL-cholesterol-lowering effect of plant sterols and stanols across different dose ranges: a meta-analysis of randomised controlled studies. Br J Nutr 2014; 112(2): 214-219
10 Bundeszentrum für Ernährung. https://www.bzfe.de/inhalt/pflanzensterine-phytosterine-1553.html; 10.08.2018
11 Verbraucherzentrale. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/cholesterinsenker-aus-dem-supermarkt-nicht-fuer-jeden-geeignet-13935
12 EU VO 432/2012
13 Genser B et al. Plant sterols and cardiovascular disease: a systematic review and meta-analysis. Eur Heart J 2012; 33(4): 444-451. https://academic.oup.com/eurheartj/article/33/4/444/478504; 10.08.2018
14 Gylling H et al. Plant sterols and plant stanols in the management of dyslipidemia and prevention of cardiovascular disease. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24468148
15 Berges RR et al. Randomised, placebo-controlled, double blind clinical trial of beta-sitosterol in patients with benign prostatic hyperplasia. Lancet 1995; 345:1529–32.
16 Berges RR, Kassen A, Senge T. Treatment of symptomatic benign prostatic hyperplasia with ß-sitosterol: an 18-month follow-up. BJU Int 2000; 85:842–6
18 Jenet-Siems K. Phytostherapie bei BPH. DAZ 28/2014; https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2014/daz-28-2014/phytotherapie-bei-bph; 10.08.2018
17 Klippel KF et al. A multicentric, placebo-controlled, double-blind clinical trial of ß- sitosterol (phytosterol) for the treatment of benign prostatic hyperplasia. Br J Urol 1997; 80: 427–32
19 Ramprasath VR, Awad AB. Role of Phytosterols in Cancer Prevention and TreatmentJ AOAC Int. 2015 May-Jun;98(3):735-8
20 Vilahur G et al. Phytosterols and inflammation. Curr Med Chem. 2018 Jun 22. doi: 10.2174/0929867325666180622151438. [Epub ahead of print]
21 USDA Food Composition Database. https://ndb.nal.usda.gov/ndb/; 10.08.2018
