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Mangelerscheinung

Vitamin B3

Kurzbeschreibung

Niacin ist ein wasserlösliches Vitamin aus der Gruppe der B Vitamine, das auch als Vitamin B3 bekannt ist. Der Begriff Niacin umfasst nicht nur eine Einzelsubstanz, sondern ist ein Sammelbegriff für verschiedene Verbindungen, darunter Nicotinsäure und Nicotinamid. Die beiden Substanzen haben gleiche biologische Aktivität und können im Stoffwechsel ineinander überführt werden.

Niacin ist sowohl in pflanzlichen als auch in tierischen Lebensmitteln enthalten. Darüber hinaus kann der Körper Niacin in der Leber selbst aus der essentiellen Aminosäure Tryptophan selbst bilden. Es wird geschätzt, dass aus 60 mg Tryptophan 1 mg Niacin gebildet wird1.

Als Bestandteil von Coenzymen ist Niacin für zahlreiche Stoffwechselprozesse in allen Körperzellen (u.a. Energiestoffwechsel, Proteinstoffwechsel, Fettstoffwechsel, Kohlenhydratstoffwechsel) wichtig. Niacin spielt darüber hinaus eine bedeutende bei der Zellteilung und Signalweiterleitung. Auch die Immunantwort und möglicherweise die Insulinausschüttung der Bauchspeicheldrüse werden durch Niacin beeinflusst3.

Synonyme
Vitamin B3

Nicht zu verwechseln mit
Nikotin

Höchstmenge
Nicotinsäure 10 mg/Tag, Nicotinamid 900 mg/Tag (Diese Werte gelten nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit – hier liegen nur unzureichende Werte vor)

Welche Ziele werden unterstützt?
– Beitrag zur normalen Funktion des Nervensystems² (Evidenzgrad* I)

– Beitrag zur Reduktion von Müdigkeit und Abgeschlagenheit² (Evidenzgrad* I)
– Beitrag zur normalen psychischen Funktion² (Evidenzgrad* I)
– Beitrag zur Erhalt normaler (Schleim-)Haut² (Evidenzgrad* I)

I: Wirksam, II: wahrscheinlich wirksam, III: möglicherweise wirksam; IV: Unzureichende Studienlage, abschließende Bewertung nicht möglich

Zufuhrempfehlungen³

Säuglinge (0 – 4 Monate)

2 mg Niacin Äquivalente/Tag

Säuglinge (4 – <12 Monate)

5 mg Niacin Äquivalente/Tag

Kinder (1 – <4 Jahre)

8 mg Niacin Äquivalente/Tag

Kinder (4 – <7 Jahre)

9 mg Niacin Äquivalente/Tag

Kinder (7 – <10 Jahre)

Mädchen 10 / Jungen 11 mg Niacin Äquivalente/Tag

Kinder (10 – <13 Jahre)

Mädchen 11 / Jungen 13 mg Niacin Äquivalente/Tag

Kinder (13 – <15 Jahre)

Mädchen 13 / Jungen 15 mg Niacin Äquivalente/Tag

Jugendliche (15 – <19 Jahre)

Mädchen 13 / Jungen 17 mg Niacin Äquivalente/Tag

Erwachsene (19 – <25 Jahre)

Frauen 13 / Männer 16 mg Niacin Äquivalente/Tag

Erwachsene (25 – <51 Jahre)

Frauen 12 / Männer 15 mg Niacin Äquivalente/Tag

Erwachsene (51 – <65 Jahre)

Frauen 11 / Männer 15 mg Niacin Äquivalente/Tag

Erwachsene (65 Jahre und älter)

Frauen 11 / Männer 14 mg Niacin Äquivalente/Tag

Schwangere (2. Trimester)

14 mg Niacin Äquivalente/Tag

Schwangere (3. Trimester)

16 mg Niacin Äquivalente/Tag

Stillende

16 mg Niacin Äquivalente/Tag

1 mg Niacin Äquivalent = 1 mg Niacin = 60 mg Tryptophan

Die mittlere Zufuhr von Niacin-Äquivalenten liegt in Deutschland bei allen Altersgruppen über der empfohlenen Zufuhr3.

Lebensmittelquellen

Niacin ist in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln weit verbeitet, jedoch meist nur in sehr geringen Mengen. Gute Niacinquellen sind Hefe, Fleisch und Innereien, Getreide und Hülsenfrüchte. Darüber hinaus liefern auch Milch, grünes Blatt-gemüse, Fisch, Tee und Kaffee nennenswerte Niacinmengen.

Niacin ist relativ hitzestabil, geht jedoch aufgrund seines wasserlöslichen Charakters ins Kochwasser über (bis zu ca. 25%)1.

Nahrungsergänzungsmittel

Meist als Bestandteil von Multivitaminpräparaten oder Vitamin B Komplex Produkten erhältlich (Produktübersicht folgt). Das Bundesinstitut für Risikobewertung schlägt eine Begrenzung der Menge in Nahrungsergänzungsmitteln in Höhe von 4 mg für Nicotinsäure und 160 mg für Nicotinamid vor6.

Für Nahrungsergänzungsmittel zugelassene Niacin Verbindungen5:
– Niacotinsäure, Nicotinamid

Risikogruppen für eine Unterversorgung

Patienten mit bestimmten Erkrankungen: Alkoholismus, Magersucht, chronischer Durchfall, Leberzirrhose, Hartnup-Krankheit

Symptome eines Mangels

Ein Niacinmangel tritt in Industrieländern nur sehr selten als Folge von Erkrankungen auf (s. Risikogruppen).

Die langfristige unzureichende Versorgung mit Niacin und Tryptophan führt zur Mangelerkrankung Pellagra. Diese äußert sich zunächst durch körperliche Schwäche, Appetitverlust, nervöse Störungen und Verdauungsstörungen. Später kommen (Schleim-) Hautveränderungen, Durchfall, Depressionen und Demenz hinzu1.

Symptome einer Überdosierung/ potentielle Nebenwirkungen

Die Aufnahme hoher Niacinmengen über Nährstoffpräparate, angereicherte Lebensmittel oder Medikamente kann zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Gefäßerweiterungen mit Flushing-Symptomen (lokale Hautrötungen, Hitzegefühl, Hautjucken) führen. Ausserdem wurden Magen-Darm-Beschwerden und Leberschädigungen beobachtet.

Die Nebenwirkungen werden vor allem durch eine zu hohe Zufuhr von Nicontinsäure hervorgerufen, während Nicotinamid nur selten Beschwerden hervorruft. Durch den Verzehr von üblichen Lebensmitteln ist keine Überdosierung möglich4.

Besondere Hinweise für Schwangerschaft und Stillzeit

Nein.

Potenzielle Interaktionen (z.B. mit Medikamenten)

In Bearbeitung.

Wer Arzneimittel einnimmt, sollte vor dem Verzehr angereicherter Lebensmittel/Nahrungsergänzungsmittel Rücksprache mit seinem Arzt halten.

Gibt es Gesundheitsorganisationen, die eine gezielte Verwendung empfehlen?

Keine Angaben bekannt.

¹Elmadfa/Leitzmann. Ernährung des Menschen 5. Auflage 2015
²EU Verordnung 432/2012 (Health Claim Verordnung)
³DGE Referenzwerte für die Zufuhr von Niacin. https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/niacin/20.11.18
⁴DGE. FAQ Niacin https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/faqs/niacin/ 20.11.18
⁵EU Richtlinie 2002/46/EG, Anhang II
⁶Weißendorn A et al. J consum Prot Food Saf 2018; 13: 25-39

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